Blutegel Pferd

Blutegel

Blutegel – dein Freund und Helfer. Die kleinen schleimigen und teils geekelt gefürchtete Tierchen sind wahre Wunderheiler! Schon seit Jahrtausenden werden die kleinen Helferchen in der Medizin eingesetzt, doch heutzutage sind sie durch Hyaluron- oder Cortisonspritzen abgelöst worden. Blutegel haben jedoch eine ähnliche Wirkung und sind wesentlich kostengünstiger! Denn sie wirken ebenfalls schmerzlindernd, entzündungshemmend und entstauend.

Die heutig eingesetzten Blutegel für medizinische Anwendungen sind die sogenannten „Hirudo medicinalis“. Sie sind die bekanntesten Vertreter der Egel und kommt im Süßwasser vor. Größere Egel dieser Rasse können bis zu 20 Zentimeter im ausgestreckten Zustand erreichen. Das Aussehen ist durch eine dorsale bräunlich bis olivgrüne Hauptfarbe geprägt und ähnelt einem Tarnfarbenanzug.  

Bewegen können sie sich mit Hilfe ihrer zwei Saugnäpfe jeweils am Körperende. Der Schlund ist mir drei Kiefern ausgestattet, die mit scharfen Zähnen übersäht sind. Hierdurch sieht ein Blutegelbiss ähnlich einem dreistrahligem Stern aus.

Blutegel, die im Handel zu erwerben sind, werden in speziellen Farmen gezüchtet. Hierdurch sollen Übertragungswege für Infektionskrankheiten verhindert werden. Hinzu kommt, dass Blutegel aus diesem Grund nur einmal verwendet werden dürfen. Falls eine wiederholte Behandlung angestrebt wird, muss sichergestellt werden, dass die Egel am gleichen Patienten erneut angewendet werden.

Wofür können Blutegel am Pferd angewendet werden?

  • Störungen der Kreislaufregulation; Durchblutungsstörungen
  • Ataxien
  • Hauterkrankungen
  • Lokale Infektionen
  • Erkrankungen der Gelenke, wie beispielsweise diagnostizierte Gelenksentzündungen
  • Gallen (auch Nackenbeule etc.)
  • Bursitis (Schleimbeutelentzündungen)
  • Arthrose / Arthritis (z.B. Schale oder auch Spat)
  • Kissing Spines und andere Wirbelsäulenerkrankungen
  • Hufrollenprobleme
  • Hufrehe, Hufkrebs, Hornfäule
  • Sehnen- oder Bändererkrankungen (Fesselträgerentzündungen, Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen, Kreuzbandbeschwerden, Patellaluxation)
  • Gleichbeinproblematik
  • Erkrankungen der Venen
  • Prellungen
  • Blutergüsse / Hämatome
  • Druckstellen
  • Euterentzündungen
  • Phlegmone (Einschuss)
  • Narben
  • Wundheilungsstörungen
  • Ekzeme
  • Nach Operationen

Wie wirken Blutegel beim Pferd?

Blutegel wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend, gerinnungshemmend, durchblutungsfördernd, entgiftend und entstauend.  

Der Speichel der Egel besteht aus bis zu zwanzig medizinischen Stoffen. Beispielsweise ist Hirudin einer der wertvollsten Stoffe, denn dieser ist blutverdünnend, entzündungshemmend sowie antibiotisch. Calin ist ein Blutgerinnungshemmer, der für die gewünschte Nachblutung und Säuberung der Wunde zuständig ist. Hyaluronidase wirkt antibiotisch. Eglin blockiert entzündungsauslösende Enzyme und wirkt Entzündungprozessen entgegen. Ebenfalls verfügt es über eine schmerzstillende Wirkung.

Diese im Speichel vorhandenen Stoffen können bis heute nicht in einer Spritze nachgestellt werden!

Kann man Blutegel auch selbst anlegen? Oder muss das durch einen ausgebildeten Therapeuten wie beispielsweise Tierarzt oder Heilpraktiker erfolgen?

Blutegel können auch selbst angelegt werden. Jedoch sollte optimalerweise eine Erstbehandlung mit dem behandelnden Tierarzt oder Tierheilpraktiker abgesprochen werden, um einerseits die zu behandelnde Stelle ausfindig machen zu können und andererseits auch über gegebenenfalls auftretende Problematiken aufgeklärt zu werden.

Wie viele Blutegel sollte man verwenden?

Es können zwischen einem oder sogar zwölf Blutegel verwendet werden. Empfehlenswert sind jedoch zwischen drei und vier Egel. Besonders bei Gelenken ist diese Anzahl optimal.

Tipp: Wenn drei bis vier Egel angesetzt werden sollen, ist es empfehlenswert ein bis zwei Egel mehr zu bestellen, da nicht gewährleistet ist, dass alle Egel beißen.

Vorbereitung des Pferdes für die Blutegeltherapie

Blutegel reagieren äußerst sensibel auf Gerüche und Geschmäcker. Aus diesem Grund sollte einige Tage vor der Blutegeltherapie keine intensiv parfümierten Produkte mehr verwendet werden. Hierzu zählen Shampoos, Mähnen- und Schweifsprays, Fellglanzsprays und ähnliche Produkte.

Ebenfalls sollte das zu behandelnde Tier einige Tage bis zu einer Woche vor der Blutegelbehandlung keine intensiv riechenden Futtermittel zu fressen bekommen. Vor allem mit ätherischen Ölen oder Kräutern und Knoblauch versetzte Futtermittel übertragen Duftstoffe auf das Pferd und können somit die Blutegel vor dem Beißen hindern.

Tipp: Das Pferd sollte mindestens drei Tage vor einer Blutegelbehandlung nicht mehr mit Pflegeprodukten oder Fliegensprays in Kontakt kommen und keine Zusatzfuttermittel (ätherische Öle, Kräuter, Knoblauch, Ingwer etc.) mehr erhalten. Medikamente müssen ggf. nach Absprache mit dem Tierarzt ebenfalls abgesetzt werden. Grund hierfür ist, dass die Egel sehr sehr ungern beißen und die Therapie erheblich erschwert wird!

Auch sollten Blutegel nicht direkt nach tierärztlichen Behandlungen angewendet werden! Die Duftstoffe von Desinfektionsmitteln, Entzündungshemmern oder gar Gelenksspritzen können die kleinen Tierchen ebenfalls stark irritieren und am beißen hindern. Ebenfalls sollte in einem solchen Fall die Blutegelbehandlung mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden! Es kann beispielsweise sein, dass im Blut vorhandene Entzündungshemmer oder die Stoffe aus Gelenksinjektionen von den kleinen Blutsaugern herausgearbeitet werden und somit die vorherig teure Behandlung umsonst war.

Tipp: Das Pferd optimalerweise kurz vor der Blutegeltherapie noch leicht bewegen, um die Durchblutung anzuregen. Hierdurch werden die Egel zum beißen angeregt und die im Speichel enthaltenen Stoffe können schneller und besser wirken.

Um Blutegel an das Pferd anzusetzen, sollte die Stelle vorher rasiert werden. Hierfür eignen sich handelsübliche Einmalrasierer. Alternativ kann auch eine feine Schermaschine an der Stelle verwendet werden. Um die Stelle großflächig zu säubern, sollte nur ein feucht-warmes Tuch zum Einsatz kommen. Am besten eignen sich Küchentücher, die unbehandelt sind. Baby-Feuchttücher oder ähnliches eignen sich nicht! Diese enthalten ebenfalls Duftstoffe, die die Egel nicht mögen.

Tipp: Die zu behandelnde Stelle einfach vorab rasieren und danach mit einem feucht-warmen Küchentuch abreiben. Dies fördert auch die Durchblutung und die Egel beißen besser. Es sollten jedoch keine Desinfektionsmittel oder behandelte Tücher zum Einsatz kommen! Sonst verschmähen die Egel vehement die Stelle. Auch Baby-Feuchttücher eignen sich nicht!  

Anlegen der Blutegel an das Pferd

Für das Anlegen der kleinen Tierchen einfach Einmalhandschuhe anziehen, denn die kleinen Helfer sollen ja nicht einen selbst, sondern den Vierbeiner beißen. Dann einfach einen Egel aus der Verpackung nehmen und in die Handfläche legen. Die Handfläche daraufhin einfach vorsichtig an die zu behandelnde Stelle am Pferd legen und den Blutegel selbst entscheiden lassen, wo er beißen möchte. Dies kann ein paar Sekunden oder aber auch ein paar Minuten dauern!

Blutegel suchen sich in etwa 10 cm um die Stelle herum einen geeigneten Punkt, an dem sie anbeißen wollen. Falls eine bestimmte Bissstelle angestrebt wird, kann diese mit einer Blutlanzette (medizinische Klinge) leicht angestochen oder angeritzt werden, sodass der Egel genau diesen Punkt wählt.

Tipp: Einmalhandschuhe eignen sich optimal für das Anlegen von Blutegeln. Wer sich ekelt die Tierchen trotz Handschuh in die Hand zu nehmen, kann diese auch vorsichtig mit einer Pinzette nehmen und an die zu behandelnde Stelle des Pferdes anlegen.

Das Pferd sollte idealerweise komplett ruhig stehen, da die Egel keine zappelnden Kandidaten mögen. Zu viel Unruhe lässt die Lust am beißen vergehen. Ebenfalls sollte man selbst auch Ruhe und keinen Stress ausstrahlen, da die kleinen Tierchen alle Schwingungen aus der Umgebung genauestens wahrnehmen.

Es kann von einigen Sekunden bis zu einigen Minuten dauern, bis ein Blutegel beißt! Hierfür brauchen sie viel Ruhe. Ebenfalls sollte direkter starker Lichteinfall auf die zu besaugende Stelle vermieden werden, denn Egel mögen kein direktes Licht!

Blutegelbehandlung am Pferd

Wenn die Blutegel gebissen haben, saugen sie sich mit Blut voll. Doch keine Sorge, dies sind so geringe Mengen, dass sie kaum zu erwähnen sind! Das Pferd spürt den Biss kaum. Dieser ist vergleichbar mit einem Brennesselbrennen oder einem Insektenstich.

Die Egel saugen meist in etwa eine halbe Stunde lang, selten auch länger. Wenn sie mit ihrer Arbeit fertig sind, lassen sie sich einfach abfallen und können daraufhin aufgehoben und zurück in das Gefäß gelegt werden.

Saugende, bald abfallende Blutegel am Pferdeknie
Saugende Blutegel am Knie eines Pferdes

Während die Egel saugen, kann es zu Blutungen rund um die Egel und deren Bissstellen kommen. Hier bitte nicht erschrecken, dies ist normal. Blutegel verfügen in ihrem Speichel über blutgerinngungsfördernde Stoffe und diese führen zu einer „höheren“ Blutungsleistung der kleinen Wunden. Hinzu kommt, dass bei einem vermehrten Bluten darauf geschlossen werden kann, dass die kleinen Tierchen ihren Job genau verstehen und im Organismus des Pferdes etwas gefunden haben, das sie herausarbeiten wollen!

Vor allem bei Entzündungsprozessen kann es zu vermehrten Blutungen oder auch vor Blutsekret tropfenden Egeln kommen, da diese die Entzündungsflüssigkeiten herausarbeiten und somit zum „Aderlass“ führen.

Nachdem die Egel abgefallen sind, bluten die Stellen noch vier bis 20 Stunden lang nach. Dies kann extrem aussehen, ist aber ein absolut erwünschter Effekt! Und sollte nicht unterbunden werden! Grund für das Nachbluten ist das sogenannte Eglin, das eine gerinnungshemmende Wirkung hat sowie den Lymphstrom anregt und durch eine lokale Gefäßerweiterung krampflösend und entzündungshemmend wirken kann. Dies bedeutet, dass Eglin dafür sorgt, dass sich die Bisswunde nicht sofort verschließt, sodass ein Nachbluten stattfinden kann.

Die Verwendung von Desinfektionsmitteln nach einer Blutegelbehandlung ist nicht nötig. Die kleinen Blutsauger verrichten ihre Arbeit zuverlässig und übernehmen auch die Wunddesinfektion. Durch spezielle Stoffe im Speichel wird eine Wundsäuberung vorgenommen. Ebenfalls soll durch das Nachbluten diese noch weiter unterstützt werden. Am besten einfach den Stallkollegen kurz Bescheid geben, dass eine Blutegelbehandlung stattgefunden hat, nicht dass diese beim nächsten Anblick des Pferdes einen Schock erleiden 😉.

So lange sich Verunreinigungen vermeiden lassen, kann die Wunde offen bleiben! Droht jedoch Gefahr, dass das Pferd mit der Wunde oder den Wunden in Dreck wie Einstreu oder Matsch steigt, sollte ein lockerer nicht zu straffer Verband angelegt und regelmäßig gewechselt werden. Sobald die Wunde dann von einem dünnen Häutchen oder einer Kruste bedeckt ist, besteht keinerlei Infektionsgefahr mehr.

Das Nachbluten einfach geschehen lassen, bis es von selbst stoppt. Daraufhin einfach vorsichtig gut unterhalb der Bissstellen das eingetrocknete Blut mit feuchten Tüchern entfernen. Unterhalb der Bissstellen aus dem Grund, um nicht mit dem Tuch oder durch das Reiben unnötige Infektionen verursacht durch Bakterien oder Dreck in die Wunden hineinzuarbeiten.  Nach drei Tagen können auch die Blutreste um die Bissstellen herum vorsichtig gesäubert werden.

Tipp: Während des Saugens kann schon Blut aus den Wunden austreten oder von den Egeln abtropfen, dies ist ein absolut erwünschter Effekt! Das bedeutet, dass die kleinen Helferchen etwas gefunden haben, das aus dem Organismus Pferd herausgearbeitet werden muss! Hinzu kommt, dass das Nachbluten nach dem Abfallen der Egel teils sehr heftig aussehen kann, aber absolut erwünscht ist!

Nachbluten nach einer Blutegelbehandlung am Knie

Kann man Blutegel einfach entfernen beziehungsweise abnehmen?

Definitiv NEIN! Die Egel niemals versuchen abzureißen! Hierbei könnte der Kiefer der Egel der Kiefer abgetrennt werden und in der Wunde verbleiben. Ebenfalls sollte nicht versucht werden, mittels Alkohol oder auch Salz die Egel zum Loslassen zu bewegen, da diese sich daraufhin erbrechen könnten und somit Bakterien in die Wunde hinein „spucken“! Hinzu kommt, dass die Egel ihrer Desinfektionsarbeit nicht mehr nachkommen können und Desinfektionen drohen können.

Tipp: Egel saugen so lange, bis sie satt sind. Dies kann zwischen einer halben Stunde oder mehreren Stunden dauern. Deshalb gilt immer bei einer Egelbehandlung: Zeit mitbringen!

Gibt es Nebenwirkungen von Blutegeln? Beziehungsweise wann dürfen sie nicht angewendet werden?

Es sind keine Nebenwirkungen von Blutegeln bekannt. Allenfalls kann es selten zu allergischen Reaktionen kommen.

Wann dürfen Blutegel nicht eingesetzt werden? Vor allem dann, wenn bekannt ist, dass das Pferd an einer starken Anämie, also Blutarmut leidet. Auch im Falle eines schlechten oder stark angegriffenen Immunsystems wird von einem Einsatz abgeraten.

Zusätzlich dürfen keine Egel angewendet werden, die aus der freien Natur stammen! Handelsübliche Blutegel werden in speziellen Farmen gezüchtet und ausgehungert an den Kunden ausgeliefert. Hierdurch sollen die Egel frei von Infektionskrankheiten wie beispielsweise AIDS sein. Falls die Tiere nicht aus einer solchen Farm stammen, müssen sie eine mindestens achtmonatige Quarantäne hinter sich haben, in der sie keine Nahrung erhalten.

Tipp: Eine heilende Wirkung kann häufig nach unterschiedlichen Zeitabständen auftreten! Teilweise kann es auch zu einer „Erstverschlimmerung“ kommen und daraufhin erst zur richtigen Heilung! Erstverschlimmerungen können in den ersten 48 Stunden nach der Behandlung auftreten, wie beispielsweise leichte Schwellungen oder auch Wärmeentwicklung. Daraufhin tritt aber dann die erwartete heilende Wirkung ein.

Wie oft kann man Blutegel anwenden? Beziehungsweise nach welcher Zeit können sie erneut angesetzt werden?

Häufig reicht eine einmalige Behandlung mit Blutegeln aus. Je nach Anwendungsgebiet kann jedoch eine Nachbehandlung erforderlich sein. Hierfür können Blutegel bis zu dreimal hintereinander in einem relativ kurzen Zeitraum (über acht Wochen hinweg) eingesetzt werden.

Nach der ersten Behandlung können nach zehn bis vierzehn Tagen erneut Blutegel angelegt werden. Je nach Fellwachstum muss die Stelle nicht erneut rasiert werden. Oftmals ist zu beobachten, dass die Egel in die gleichen Wunden von der letzten Behandlung beißen.

Tipp: Die Behandlung und deren gegebenenfalls benötigten Nachfolgebehandlungen einfach mit einem geeigneten ausgebildeten Therapeuten wie Tierarzt oder Tierheilpraktiker absprechen.

Wo kann man Blutegel erwerben beziehungsweise kaufen?

Blutegel können in jeder handelsüblichen Apotheke bestellt werden. Diese werden daraufhin von einer Farm verpackt und an die Apotheke gesendet. Hier kosten Blutegel zwischen 12 € und 15 € pro Stück.

Tipp: Blutegel, die in einer Apotheke bestellt werden sollten am gleichen Tag am Patienten angelegt werden! Sonst kann es sein, dass sie nicht mehr beißen wollen.

Aber auch ausgebildete Therapeuten wie beispielsweise Tierärzte, Tierheilpraktiker oder Physiotherapeuten bieten Blutegel an. Zusätzlich umfasst das Angebot von ausgebildeten Therapeuten das Anlagen von den kleinen tierischen Helfern. Therapeuten erhalten die Egel im Gegensatz zu Privatpersonen direkt von Züchtern beziehungsweise Farmen.

Wichtig zu beachten ist, dass Blutegel sehr sensible Tierchen sind! Ein Transport kann sie extrem stressen. Deshalb ist es wichtig, ab dem Zeitpunkt der Abholung in der Apotheke wirklich vorsichtig mit den Tierchen umzugehen und große Wasserbewegungen im Behältnis zu vermeiden. Auch sollten zu große Temperaturschwankungen umgangen werden. Im Stall eignet es sich, den Behälter an einem ruhigen abgedunkelten Ort zwischenzulagern, bis der Patient für die Behandlung fertig bereit steht.

Tipp: Falls die Egel in der Apotheke nur in einem kleinen Plastikdöschen mit einem Tuch darin verkauft werden, einfach eine kleine Papiertüte geben lassen, die Egel hineinstellen und ggf. einen Flyer (der überall in den Apotheken herumliegt) über das Döschen legen! Hierdurch werden die Egel vor Umweltreizen geschützt.

Vollgesaugte Blutegel nach erfolgreicher Behandlung am Pferd in einem handelsüblichen Transportbehälter

Wohin mit den Egeln nach der Behandlung?

Dies ist leider der große Nachteil an einer Blutegeltherapie. Egel gelten als Abfallprodukte und müssen entsorgt werden.

Entsorgen

Am tiergerechtesten geschieht dies über das Einfrieren im Gefrierfach. Hier schlafen die kleinen Helfer friedlich ein. Bitte nicht mit Alkohol oder ähnlichem versuchen die Tiere zu töten! Dies verursacht einen unschönen langen Todeskampf, denn die Tiere wehren sich und übergeben sich auch mehrmals.

Behalten

Wenn man die Egel am gleichen Tier mehrmals verwenden möchte, kann man diese auch zu Hause einfach aufheben! Hierfür einfach einen festverschließbaren luftdurchlässigen Behälter wählen und mit scharfkantigen großen Steinen und Wasser füllen. Das Wasser sollte nicht ganz bis zum Deckel reichen, da die Tiere auch gerne außerhalb des Wassers Zeit verbringen.

Die Steine benötigen die Egel für das Abstreifen ihrer Haut und des Schleimes, der bei der Verdauung entsteht. Das Wasser sollte alle zwei Tage bis mindestens einmal pro Woche ausgetauscht werden und nicht allzu „hart“ sein. Wenn das vorhandene Leitungswasser zu hart ist, einfach mit destilliertem Wasser versetzen. Nach ungefähr sechs Monaten, oder auch schon früher, haben die Egel wieder Hunger und können erneut angesetzt werden. Übrigens: Egel können bis zu 30 Jahre alt werden!

Tipp: alte Einmachgläser oder auch Gurkengläser eignen sich optimal für die Haltung der Egel als neue Haustiere. Einfach in den Deckel mit einem kleinen Schraubenzieher mehrere sehr kleine Luftlöcher stechen. Klein vor allem aus dem Grund, dass die Egel sich nicht hindurchquetschen können und auf Ausflüge durch die Wohnung gehen! Geeignete Steine können einfach vor dem Einsatz mit heißem Wasser sterilisiert werden.

Eigene Erfahrung mit Blutegeln:

Ich habe nun auch schon mehrmals eine Blutegeltherapie an meinem Pferd durchgeführt.

Erste Therapie mit Hilfe des Tierarztes:

Die erste Therapie hat meine Stute im Alter von zarten vier Jahren über sich ergehen lassen müssen. Und das ausgerechnet auch noch am Kopf, nicht unweit unterhalb der Augen. Grund hierfür war, dass sie im Offenstall einen Tritt von einem anderen Pferd abbekommen hatte und ein Nagel oder Stift vom Hufeisen ihr den Kopf bis auf den Knochen hinunter aufgeschlitzt hatte. Tierärztlich wurde die Wunde optimal versorgt und vernäht und sah anfangs auch sehr gut aus! Nur leider ist ein Sauber halten vor allem im Sommer und zudem im Offenstall kaum möglich. Schnell waren trotz Fliegenhaube, Wundpflastern und Sprays Fliegen an der vernähten Wunde und nicht zuletzt aufgrund der hohen Temperaturen entstand eine ordentliche Phlegmone.

Behandelt wurde der ganze Spaß mehrmals mit verschiedenen Entzündungshemmern wie Phenylbutariem und auch Metacam, doch eine „kleine“ Beule blieb. Mir war diese dennoch ein Dorn im Auge. Sollte mein junges Pferd nun sein restliches Leben lang mit so einer Beule umher laufen, als halbes Einhorn? Definitiv nein. Daraufhin kam mein Tierarzt auf eine Idee. Er fragte mich ob ich bereit wäre, eine Blutegelbehandlung durch zu führen, dies würde er als letzte Hoffnung sehen, das Horn wegzubekommen. Gesagt getan.

Er bestellte drei Blutegel, kam in den Stall, rasierte die Stelle und setzte alle an. Alle drei bissen. Doch mit der benötigten Zeit hatte ich weiß Gott nicht gerechnet! Insgesamt fast drei Stunden stand ich nun da mit den Tierchen fleißig saugend am Kopf. Innerlich verfluchte ich sie ja schon ein bisschen, denn ich hatte extremen Termindruck! Aber es half ja nichts, es hieß warten.

Und nach knapp zwei Stunden fielen die ersten zwei ab. Nur der dritte blieb standhaft und saugte weiterhin. Fett war er schon geworden und wie! Doch er wollte einfach nicht ablassen. Nach einiger weiterer Zeit saugte er plötzlich eine weißlich dickliche Flüssigkeit mit aus der Wunde heraus. Und nach fast drei Stunden ließ auch er endlich los. Und was soll ich sagen?! Mein Einhorn war kein Einhorn mehr!!! Das Horn war weg und die Wunde sah top aus! Bis heute!

Aus diesem Grund: ich kann Blutegel aus eigener Erfahrung nur wärmstens Empfehlen!

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