Warum sollte ein Pferd zum Pferdezahnarzt?
Einer der leider häufig unterschätzten Faktoren in der Pferdehaltung – der regelmäßige Besuch beim Pferdezahnarzt. Pferde zählen zu den Steppentieren, die in freier Wildbahn mindestens 18 Stunden täglich Raufutter zu sich nehmen würde. Durch das Zerkauen und Zermahlen von harten Halmen wie Steppengras, nutzen sich die Zähne von Wildpferden gleichmäßig ab. Seien es die Schneidezähne als auch die Backenzähne. Im Gegensatz zum Menschen schieben Pferde das gesamte Leben lang Zahnmaterial nach, um die durch den natürlichen Abrieb entstandene Substanz wieder zu ersetzen.
Der Begriff „Pferdezahnarzt“ ist umstritten und sollte eigentlich nicht verwendet werden. Allerdings wird so oft danach gesucht, dass wir den Begriff in diesem Artikel trotzdem öfter verwendet haben
Doch in der modernen Pferdehaltung ist dies nicht mehr der Fall. Durch lange Fresspausen sowie „ungeeignete“ Futtermittelgaben und die Verwendung als Reitpferd ist der natürliche Abrieb nicht gegeben. Beim Fressen von Heu oder Gras, die zwar als heutiges Raufutter zählen, werden nur noch 50 % der natürlich optimalen Kaubewegungen durchgeführt. Bei dem Verzehr von Kraftfutter wie Hafer sind es hingegen nur noch 20 %. Dieser Vergleich führt einem vor Auge, dass das moderne Pferd weit entfernt von einer physiologischen Zahnabnutzung ist.
Pferdezähne wachsen ein gesamtes Pferdeleben lang! Besonders bis zum neunten Lebensjahr ist das Wachstum schneller und ausgeprägter. Um bis zu fünf Millimeter pro Jahr wird neues Zahnmaterial nachgeschoben.
Hinzu kommt, dass Pferde sogenannte Wolfszähne ausbilden können, die bei der Nutzung als Reitpferd sehr problematisch werden können. Betroffene Pferde wehren sich häufig stark gegen das Gebiss oder den Reiter und schwere Unfälle können resultieren. Grund hierfür ist, dass diese rudimentären Zähne in der heutigen Zeit keiner wesentlichen Bedeutung mehr nachkommen und genau dort angesiedelt sind, wo normalerweise das Gebiss im Pferdemaul Platz findet.
Wenn nun dort Wolfszähne vorhanden sind, schlägt das Gebiss bei jeder Kau- oder Gangbewegung gegen die empfindlichen kleinen Zähnchen. Wolfszähne liegen nämlich vor den vordersten Backenzähnen und sind vergleichsweise kaum zu sehen. Ebenfalls ist es möglich, dass diese komplett unter dem Zahnfleisch versteckt sind und nur bei Druck ertastet werden können.
Hinzu kommt, dass diese auch im ungünstigen Fall sogar schmerzhaft in das Zahnfleisch des gegenüberliegenden Kiefers drücken können, wenn sie zu locker oder ungünstig liegen. Falls das Pferd über solche Zähne verfügt, sollten sie unbedingt entfernt werden, um dem Tier beim Reiten qualvolle Schmerzen zu ersparen.
Folgen einer fehlenden Zahnbehandlung beim Pferd
Bei heutigen Sport- oder Freizeitpferden entstehen durch den fehlenden Abrieb scharfe Kanten oder Haken an den Zahnaußenflächen wie beispielsweise den Zahnkanten. Besonders häufig sind die Zähne des Oberkiefers betroffen, deren Zahnrände daraufhin wie Messerspitzen in das Zahnfleisch stechen. Es entstehen sogenannte „Zahnhaken“, sodass man in der Praxis häufig von Haken oder Kanten an den Zähnen spricht.
Aber auch die Zunge wird von den oberen Zähnen stark beeinflusst, da auch hier die Kanten in die Zunge ragen können. Durch hierdurch entstehende Schmerzen beginnt das Pferd durch ausweichende Kaubewegungen weiteres Material fressen zu können. Dies ist jedoch auch nicht gut! Es können Zahnfehlstellungen entstehen bis hin zu Blockaden und Verspannungen.
Ebenfalls können durch den fehlenden Abrieb sogenannte Wellen oder Stufen auf der Kaufläche entstehen. Diese führen zusätzlich zu unnatürlichen Kaubewegungen, da das gleitende gegeneinander Schieben der beiden Kieferhälften nicht mehr möglich ist. Würde das Pferd dies versuchen, würde ein Kiefer jeweils an dem anderen Hängen bleiben.
Doch nicht nur Haken oder Wellen können das Pferd stark beeinträchtigen und zu enormen Schmerzen führen. Auch faule oder lockere Zähne, Zahnfehlstellungen, überzählige Zähne (z.B. Wolfszähne) oder auch eingebissene Fremdkörper (Holzsplitter oder Ähnliches) können große Probleme mit sich führen. Zusätzlich können resultierend auch Zahn- oder Kieferfrakturen entstehen.
Zu guter Letzt kann es durch eine fehlende Zahnbehandlung zu Rittigkeitsproblemen oder gar Lahmheiten (wie auch durch falschen Beschlag, Anm.) kommen. Denn genauso wie beim Menschen führt ein Unwohlsein im Mundbereich zu starken Verspannungen im gesamten Körperbereich. Im Falle des Pferdes zieht sich dies vom Kiefer bis über das Genick über den gesamten Rücken bis zum Schweif. Hierdurch kann das Pferd starke Blockaden oder auch Fehlhaltungen entwickeln, da es versucht die Schmerzen im Kieferbereich zu kompensieren.
Tipp: Falls das Pferd plötzliche oder schon langanhaltende Rittigkeitsprobleme zeigt, unbedingt einmal das Maul fachkundig überprüfen lassen! Häufig finden sich die Ursachen bei einem tierärztlichen Check vom Pferdemaul. Aber auch bei Fressproblemen oder Gewichtsabnahmen ist ein Blick ins Maul unabdingbar!
Wie oft sollte ein Pferd zum Zahnarzt beziehungsweise Zahnkontrolle?
Einmal jährlich sollte ein fachkundiger Tierarzt oder Dentist einen Blick ins Pferdemaul werfen. Hierbei ist jedoch nicht jedes Jahr eine Zahnbehandlung unbedingt notwendig, es geht um eine reine Routineuntersuchung.
Bei jungen Pferden sollte vor allem einmal jährlich oder sogar halbjährlich kontrolliert werden! Die Zähne wachsen wesentlich schneller und befinden sich im Alter zwischen zwei und fünf Jahren im Zahnwechsel. Hier können häufig unschöne Probleme auftreten, die schnell zu enormen Rittigkeitsproblemen führen können. Auch Zahnfehlstellungen sind nicht selten, die wenn sie unentdeckt bleiben zu schweren Folgeschäden führen können und meist im späteren Alter nicht mehr reparabel sind.
Bei älteren Pferden ab einem Alter von ungefähr 10 Jahren reicht ein jährlicher Zahncheck aus. Meist werden die Zähne ab diesem Zeitpunkt nur alle zwei Jahre wirklich behandelt.
Tipp: Pferde, die einer regelmäßigen Zahnkontrolle unterzogen werden, benötigen häufig nicht gar so schwerwiegende Eingriffe! Einfache Raspelarbeiten sowie Kürzungen der Schneidezähne reichen aus. Andernfalls kann es Zeitintensiv und teuer werden! Denn übersehene Zahnkorrekturen müssen kostenintensiv korrigiert werden.
Muss ich mit meinem Pferd den Stall für eine Zahnkontrolle oder -behandlung zwangsläufig verlassen? Und mit einem aufwendigen Transport irgendwo hinbringen?
Definitiv NEIN. Häufig bieten normale Pferdetierarztpraxen eine mobile Zahnbehandlung an. Hierfür kommt der „Haustierarzt“ einfach mit der gesamten Ausrüstung in den eigenen Stall gefahren und kann das Pferd vor Ort in der Box, dem Waschplatz oder dem Putzplatz problemlos behandeln. Auch kleinere Operationen wie das Ziehen von Wolfs- oder geschädigten Backenzähnen ist häufig möglich. Schwerere Eingriffe müssen jedoch in der Klinik durchgeführt werden.
Es ist jedoch auch möglich, spezialisierte Dentisten auf den Hof kommen zu lassen.
Andernfalls bietet es sich auch an, das Pferd zu einem gewünschten Tierarzt oder Dentisten hin zu transportieren.
Wie läuft eine Zahnkontrolle beim Pferd ab?
Bei einer routinemäßigen Zahnkontrolle schaut der zahnheilkundige Tierarzt oder Dentist häufig mit Hilfe eines sogenannten Maulgatters in das Pferdemaul hinein und fühlt zudem mit den Händen über die Zähne. Hierbei wird geprüft, ob das Pferd Wellen oder scharfe Kanten aufweist. Durch einen geschulten Blick mit Hilfe einer Stirnlampe ins Maul können sofort offene Stellen im Zahnfleisch oder der Zunge, hervorgerufen durch scharfkantige Zähne erkannt werden.
Ein Maulgatter ermöglich das problemlose Kontrollieren des Innenlebens eines Pferdemauls. Das Gatter wird im geschlossenen Zustand in das Pferdemaul hinein gegeben und über dem Genick verschnallt. Mit Hilfe einer Hebelwirkung können dann Unter- und Oberkiefer auseinander gedrückt werden und das Maul offen gehalten. Hierdurch dann der Tierarzt unbedenklich in das Maul hinein greifen, ohne Angst um seine Finger haben zu müssen. Auch ist der Blick frei auf die Zähne, das Zahnfleisch sowie die Zunge und nicht durch einen Arm oder sonstiges verdeckt.
Falls kein Maulgatter zur Hand ist, gibt es auch die Möglichkeit die Zunge des Tieres zu greifen und seitlich aus dem Maul heraus zu ziehen und gut festzuhalten. Hierdurch sperrt das Pferd automatisch das Maul auf und eine kleine Kontrolle ist möglich. Jedoch ist dieses Verfahren sehr unsicher und schnell kann ein Unfall passieren, wenn die Zunge auskommt und das Pferd versehentlich zubeißt. Dann sind schnell die Hand, der Arm oder die Finger des Tierarztes eingequetscht und gegebenenfalls sogar schwerer verletzt.
Wie läuft eine Zahnbehandlung beim Pferd ab?
Muss das Pferd einer Zahnbehandlung unterzogen werden, wird es normalerweise vom Tierarzt mitteln einer Sedierungsspritze leicht sediert, um ungestört und stressfrei an dem Tier arbeiten zu können. Ohne Sedierung ist es häufig ein enormer Stress für die Tiere und macht eine gefahrlose Behandlung kaum möglich.
Die Sedierung wird je nach Körpergewicht auf das Tier abgestimmt und soll nur dazu beitragen, dass es keinen Stress erfährt und still stehen bleibt. Gegebenenfalls muss nochmals nachgespritzt werden, wenn das Tier zu unruhig wird.
Tipp: Eine Sedation des Pferdes ermöglicht ein ungestörtes und ungefährliches Arbeiten an dem Gebiss des Pferdes und erspart dem Tier extrem viel Stress! Zwar gibt es heutzutage auch sogenannte Spezialdentisten, die ohne Sedation arbeiten, doch dies ist wesentlich stressiger und langwieriger für die Tiere! Falls diese Behandlung auch noch schief geht, da das Tier zu viel Angst während der Behandlung entwickelt hat, ist bei folgenden Behandlungen eine Sedation unbedingt notwendig und teils auch wesentlich höher zu dosieren und bringt somit keinen Mehrnutzen, weder für Mensch noch für das Tier! Denn sonst wird eine erfolgreiche Zahnbehandlung nahezu unmöglich, da sich das Pferd mit Leib und Seele wehrt.
Die Zahnbehandlung erfolgt daraufhin im Stehen. Hierfür wird dem Pferd ein sogenanntes Maulgatter angelegt. Dieses ermöglicht das einfache und sichere Öffnen des Mauls und sorgt für ein ungestörtes Arbeiten an den Zähnen, denn das Tier kann das Maul nicht mehr schließen.
Sobald das Pferd genügend „weggedöst“ ist, wird der Kopf entweder mittels Seilwinde an einer geeigneten Befestigung aufgehangen oder auf einen sogenannten Kopfständer abgelegt. Hierdurch soll verhindert werden, dass der Kopf in Richtung Boden absinken kann.
Die Aufhängung mittels Seilwinde ist für einen vor Ort vorhandenen Tierarzthelfer/in oder Besitzer/in wesentlich Rückenfreundlicher, da sonst der schwere Pferdekopf auf dem Ständer fixiert werden muss und dies kann mit der Zeit sehr anstrengend werden!
Ist das Pferd in Position gebracht, wird sauberes Wasser mit Hilfe einer Spritze in das offene Maul hineingespritzt, um alle Futterreste hinauszuspülen und einen freien Blick gewährleisten zu können. Anschließend kontrolliert der Tierarzt oder Dentist mit Hilfe einer Stirnlampe und Ertastens mit der Hand erstmal den aktuellen Zustand des Gebisses sowie der Schleimhäute. Ist dies erledigt, bildet er sich ein Bild von eventuellen Fehlstellungen, überschüssigen Zähnen oder auch Haken und Ähnlichem.
Daraufhin wird mit der eigentlichen Zahnbehandlung begonnen. Mittels Feile, elektrischer Raspel, Schleifmaschine oder Handraspel werden etwaige Haken oder Wellen begradigt. Häufig besitzen gute Tierärzte oder Dentisten sogenannte Diamant-Schleifmaschinen, die ein genaues und einfaches und pferdefreundliches Arbeiten ermöglichen. Das Raspeln per Hand ist mittlerweile nur noch für kleinere Korrekturen zum Ende einer Behandlung hin üblich, da dieses zu anstrengend und zeitaufwändig ist und nur das Pferd unnötig lang in einer Behandlung stehen lässt.
Sind alle Haken und Wellen und andere Problematiken entfernt, prüft der Tierarzt mit der Hand, ob alle Zähne glatt sind. Zusätzlich wird mittels Lösen des Maulgatters die Beweglichkeit der Kiefer getestet. Hierfür wird das Pferdemaul wieder geschlossen und beide Kieferhälften gegeneinander bewegt. Gleiten diese ohne Probleme übereinander, war die Behandlung erfolgreich.
Zum Schluss einer Zahnbehandlung werden noch die Schneidezähne kontrolliert. Hierfür wird das Maulgitter herausgenommen und die Lippen auseinandergespreizt. Die Schneidezähne sind nun optimal sichtbar. Einerseits kontrolliert der Tierarzt oder Dentist, ob diese zu entfernenden Zahnstein aufweisen und andererseits deren Stellung und Länge. Gegebenenfalls ist ebenfalls mittels Schleifen eine Kürzung und Korrektur der Zahnstellung notwendig. Zum Schluss werden wieder beide Kieferhälften vorsichtig gegeneinander bewegt, um einen reibungslosen Ablauf zu überprüfen.
Als letztes wird das Maul abermals mit sauberem Wasser ausgespült um den entstandenen Zahnstaub zu entfernen. Dies soll verhindern, dass das Pferd beim Herunterschlucken zu viel Zahnmaterial aufnimmt und andererseits die Schleimhäute austrocknen.
Nach der Zahnbehandlung darf das Tier aufgrund der Sedierung erst einmal nichts fressen oder trinken. Sonst drohen Verschlucken, Schlundverstopfungen oder gar Koliken, da das Tier in seinem komatösen Zustand nicht in der Lage ist die Nahrung normal aufzunehmen und zu zerkauen! Aus diesem Grund ist das Anlegen eines Maulkorbes oder Alternativ die Fixierung des Pferdes unerlässlich, sodass keine Nahrung oder Wasser aufgenommen werden kann. Nach etwa zwei Stunden sollte das Tier seinen „Rausch“ ausgeschlafen haben und problemlos wieder fressen und trinken können.
Tipp: Es empfiehlt sich immer einen Maulkorb nach einer Zahnbehandlung anzulegen, damit das Pferd aufgrund der Sedierung nicht fixiert und dauerhaft beobachtet werden muss. Trotzdem gilt wie nach jeder Sedierung: Immer mal wieder kurz nach dem Befindlichkeitszustand des Tieres schauen, ob die Sedierung oder auch die Behandlung gut verkraftet wurden. Bei Auffälligkeiten sofort den Tierarzt rufen!
Das Pferd sollte mindestens zwei Tage nach einer Zahnbehandlung kein Gebiss in das Maul gelegt bekommen. Grund hierfür ist, dass das Tier sich einerseits erstmal an das neue Maulgefühl gewöhnen muss und andererseits das Gebiss möglicherweise Schmerzen verursachen könnte, falls Zähne gezogen werden mussten. Auch bei schon durch vorhandene Haken entstandene offene Stellen müssen erst einmal in Ruhe abheilen können.
Tipp: Viele Tierärzte oder Dentisten bieten mittlerweile sogenannte „Zahnpässe“ an. Dieser wird individuell bei jeder Behandlung vom Tierarzt auf das Pferd abgestimmt ausgefüllt und bietet einen Überblick über den zu der Behandlung vorgefundenen Zahn- und Maulinnenzustand sowie die benötige Sedationsmenge und sonstige Auffälligkeiten. Diesen einfach gut aufbewahren und zu jeder Zahnkontrolle oder -behandlung mitnehmen und vorlegen, sodass der Tierarzt einen sofortigen Allgemeinüberblick über vorhergegangene Behandlungen hat und sich somit ein besseres Bild verschaffen kann. Ebenfalls entgeht man hierdurch der Gefahr einer Übersedation, da die vorherig benötigte Sedationsmenge mit vermerkt wurde.
Checkliste für die Vorbereitung einer Zahnbehandlung beim Pferd:
- Es muss ein Standort vorhanden sein, an dem sich das Tier wohl fühlt und auch im sedierten Zustand gefahrenfrei stehen kann
- Es müssen Stromanschluss und Wasser in der Nähe sein
- Viel Zeit mitbringen – eine Zahnbehandlung ist Zeitintensiv, nicht zuletzt, da das Pferd die Sedation „ausschlafen“ muss
- Hat man an den vielleicht schon vorhandenen Zahnpass gedacht und diesen schon dabei?
- Im Sommer empfiehlt es sich für die Behandlung eine Fliegendecke dem Pferd aufzulegen sowie mit Fliegenspray einzusprühen, um die Sedation zu begünstigen, da das Pferd nicht von ungeliebten Besuchern heimgesucht wird
- Im Winter empfiehlt es sich das Pferd einzudecken, da es sonst durch die Sedation zum Auskühlen neigt
Checkliste für eine gute Zahnbehandlung beim Pferd:
- Informiert sich der zuständige zahnheilkundige Tierarzt oder Dentist über vorherige Zahnbehandlungen? Checkt er meinen vielleicht schon vorhandenen Zahnpass?
- Wie geht er auf mein Pferd ein? Ist er schroff oder nett? Beruhigt er es gegebenenfalls bei zu sehender Unruhe bevor er versucht es zu sedieren?
- Wieviel Sedationsmittel will er einsetzen? Sagt er, dass man notfalls lieber nachsediert, anstatt das Pferd grundlos in einen zu tiefen Schlaf zu schicken?
- Hat er ein Maulgatter dabei?
- Wie kontrolliert er die Zähne bevor er mit der Behandlung beginnt? Hat er eine optimalerweise eine Stirnlampe oder Ähnliches dabei, um tief in das dunkle Maul hinein schauen zu können? Geht er auch mit der Hand tief ins Maul um auch an die hintersten Backenzähne zu gelangen? Kontrolliert er auf vorhandene unerwünschte Zusatzzähne wie Wolfszähne?
- Wie läuft die Behandlung an sich ab? Ist er ruhig oder eher hektisch? Überträgt sich dies auf mein Tier? Ein guter Zahnarzt bleibt ruhig und nimmt sich viel Zeit! Auch wenn das Tier mal unkooperativ wird.
- Checkt er nach der Behandlung nochmals mittels Handtest, ob wirklich alle Kanten weg sind?
- Checkt er nach der Behandlung ebenfalls die Beweglichkeit beider Kieferhälften gegeneinander, ob alle Wellen weg sind?
- Checkt er auch die Schneidezähne? Schleift er diese auch ab? – die Schneidezähne nicht zu behandeln ist ein häufig begangener, fataler Fehler! Werden diese nicht behandelt, können sie verhindern, dass beide Kieferflächen abschließend aufeinander abgelegt werden können
- Informiert er mich, wie lange mein Pferd nun in etwa die Sedierung ausschlafen muss? Und gibt er mir einen Anhaltspunkt ab wann es wieder fressen darf?
- Sagt er mir, wann mein Pferd wieder ein Gebiss tragen darf?
- Bespricht er mit mir weitere Zahnkontrollen beziehungsweise Abstände zwischen Kontrollen und Behandlungen?
- Füllt er zum Schluss meinen schon vorhandenen Zahnpass aus oder erstellt er mit einen neuen?
Wie teuer ist eine Zahnbehandlung beim Pferd?
Dies hängt von der jeweiligen Praxis ab und richtet sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT).
Normale Preise bewegen sich zwischen 155 € und 180 € für eine routinemäßige Behandlung. Die Behandlungskosten variieren je nach Sedierungsmenge und Arbeitsaufwand. In schwierigen Fällen kann auch mehr verlangt werden, beispielsweise beim Ziehen eines Zahnes.
Die Kosten beinhalten die Behandlung sowie Sedierung.
Tipp: Die Kosten für normale Zahnbehandlungen werden nicht von gängigen OP-Versicherungen übernommen! Nur wenn eine „Operation“ im Sinne eines größeren Eingriffes inklusive Sedierung nötig ist, hat man eine Chance die Kosten bei den OP-Versicherern einzureichen. Häufig verlangen aber solche Eingriffe nach einer Premium oder gar Premium-Plus Versicherungsart! Denn Die Kostenübernahme hängt von dem Versicherungsumfang ab. Anders kann es im Falle einer allgemeinen Krankenversicherung aussehen.
Welche Anzeichen gibt es, dass mein Pferd dringend eine Zahnkontrolle oder Zahnbehandlung beim Pferdezahnarzt benötigt?
Wenn folgende Anzeichen auftreten, ist es höchste Zeit einen zahnheilkundigen Tierarzt oder Dentisten zur Zahnkontrolle oder Behandlung zu rufen!
- Untypisches & unwirsches Verhalten: Das Pferd zeigt plötzlich auftretende Rittigkeitsprobleme. Angefangen von einer Steifheit auf einer Hand bis hin zur kompletten Widersetzlichkeit gegen den Reiter, vor allem wenn Zügelhilfen einwirken. Hierzu zählt auch ein Verwerfen im Genick. Hinzu kommen Schwierigkeiten beim Seitwärtsstellen des Kopfes während des Reitens.
- Übermäßiges Zungenspiel, Kopfschlagen/-schütteln, Maulaufsperren oder Zerren am Zügel können Anzeichen sein
- Verweigerung der Trense
- Fauliger Geruch aus dem Maul
- Blut im Maul
- Heraushängende Zunge
- Fressunlust & verminderte Futteraufnahme: Das Pferd frisst schlechter bis hin zur Futterverweigerung. Es kann beispielsweise Karotten oder Äpfel nur in Stücken fressen und hat Probleme diese abzubeißen. Das Heu wird nur sehr langsam gefressen oder kann bei extremen Zahnproblemen beispielsweise auch gekrümelt oder in Klümpchen wieder ausgespuckt werden (Wickelkauen). Kraftfutter wird ebenfalls nur sehr langsam gefressen.
- Übermäßige Speichelbildung oder gar übermäßiger Speichelfluss
- Gewichtsabnahme
- Wenig oder kaum verdaute Futterfasern in den Pferdeäpfeln, die sehr fasserreich aussehen
- Häufige Koliken und Verdauungsprobleme
Falls Zahnprobleme für gewisse Verhaltensänderungen eines Pferdes verantwortlich sind, lohnt sich ein Zahnarztbesuch allemal! Es sollte eine schnelle Besserung hinsichtlich der Rittigkeit und des Fressverhaltens eintreten. Somit steigert sich das Wohlbefinden des Pferdes ungemein.